Es ist strahlender Sonnenschein, es riecht nach frisch gemähtem Gras, ich habe leichten Sonnenbrand. Ich schlender zur Cafeteria, betrete sie und:
Ein Plastiktannenbaum - mit Schleifchen - steht da, drei Scheingeschenke liegen darunter, es wirkt irgendwie halbherzig.
Das ist wohl eine der komischsten Sachen, die ich hier erlebt habe in der ganzen bisherigen Adventszeit. Der Christbaum steht dort übrigens schon seit über zwei Wochen. Es gibt hier weder Schnee noch Tannenbäume, aber die Costa Ricaner scheinen das wieder gut machen zu wollen, in dem sie so früh wie nur möglich und so kitschig wie nur möglich anfangen alles zu schmücken und sie sind gut darin...
Morgen um diese Zeit sitze ich schon im Flieger - mit ner Menge anderer UWCCR-Schüler, die den gleichen Flug wie ich nehmen, hurra!
Diese letzten zwei Wochen und besonders diese letzte Woche hier waren so unglaublich voll, verwirrend, anstrengend, ermüdent und wundervoll, dass ich nicht hier erklären kann, wieso sie so waren, ihr müsst das irgendwann mal mündlich hören.
Heute und gestern, an den letzten beiden Schultagen, hatte/habe ich nochmal so richtig schön viel Arbeit, zwei Tests und zwei Präsentationen. Natürlich ist bei uns allen die Motivation was für die Schule zu machen so ziemlich gleich null, aber bisher hab ich es ganz gut gemeistert, denke ich.
Das Gefühl, das ich heute habe, wo ich doch Morgen früh um 4 zum Flughafen fahre und die ganze Nacht nicht schlafen werde, ist so verwirrend, aber schön, dass ich nicht weiß, ob ihr das nachvollziehen könnt. Ihr könnt es euch aber ungefähr so vorstellen: Erinnert ihr euch noch, wie es war als ihr so ungefähr 6/7 Jahre alt wart und Weihnachten kurz vor der Tür stand? Das wohlig-schmerzliche Freude-Gefül, dass dann im Bauch entstand und einen rastlos machte? Man fühlt sich, als müsse man gleich platzen vor zu viel freudiger Energie. So ist das Gefühl, nur noch ungefähr zweimal stärker und es kommt Wehmut mit dazu, weil man diesen wundervollen, sonnigen Ort, an dem man die letzten 3,5 Monate verbracht hat 4 Wochen lang nicht wiedersehen soll.
Eigentlich kommt noch ne Menge mehr dazu: Das Packen, die Schule so kurz befor man wegfliegt noch, der Reisepass ist noch nicht wieder vom Immigration-office zurück, das Hoffen, dass man inzwischen ein Visa hat, das Verabschieden von anderen, das Aufräumen, die Ausgelassenheit, das letzte gemeinsame Frühstück, die letzte gemeinsame Feier... Sicher "der/die/das letzte" bezieht sich hier immer nur auf vier Wochen, aber so kurz diese 3,5 Monate mir hier erschienen, so lang - unendlich lang - scheinen jetzt diese 4 Wochen.
Ich kann es nicht erwarten euch wiederzusehen!
Bis Sonntag!
Eure
Lauri