Freitag, 27. Mai 2011

Es war einmal...

Du meine Güte,

die letzten Wochen ist sooooo unglaublich viel erzählt, dass ich es nicht alles erzählen kann, aber es war super schön, wenn auch immer noch stressig... Wie es scheint, heißt hier Schulschluss nicht gleich Stressschluss.

Aber warum bin ich jetzt überhaupt in der Lage euch diesen Blog zu schreiben? Ich sollte nämlich jetzt eigentlich schon in meinem Flug nach Newark sitzen, um Morgen zu Hause zu sein...
Tja, das ist eine lange Geschichte...
Es war einmal an einem wunderschönen Freitag-Morgen um 4 Uhr, dass klein Laura sich mit vielen anderen Schülern in den Schulbus begeben hat (nach ungefähr 10 Stunden ohne Schlaf übrigens), um zusammen zum Flughafen zu fahren und nach Hause zu fliegen, in alle Himmelsrichtungen.
Doch, Schreck, im Bus fällt ihr etwas schreckliches auf: Sie hat ihre Visa-Karte bei einer Freundin in der Schule vergessen. Da es aber nicht viel gab, was sie da nun hätte tun können, beschloss sie, den Sommer eben ohne Kredit-Karte zu verbringen. Wozu bräuchte sie die in Deutschland denn ohnehin?
Aber dann, als sie summend ihres Weges zum Gepäckaufgeben und Ticket abholen schlendert, kam ein schreckliches Monster aus dem Gebüsch gesprungen. Das Monster hatte die Form eines ESTA. Eine Art Durchreisegenehmigung für die USA. Der nette kleine Herr hinter dem Schalter, versuchte bestimmt eine halbe Stunde das ESTA zu besiegen, welches stetig rief:"Passage not authorized" und sich heftig dagegen wehrte gebändigt zu werden. Aber ohne ESTA konnte die kleine Laura nicht durch die US reisen, und wenn es nur für 3 Stunden war.
Also beschloss der kleine Herr, zu einer mächtigeren Waffe zu greifen. Er hieß Laura mit ihm zu kommen und sie folgte ihm durch einen Gang in einen anderen Gang, welcher unglaublich schmal war und irgendwo blinkte ein Exit-Zeichen. Es ging um eine Kurve und dann durch eine andere Tür (eine von vielen), durch einen anderen engen, grauen Gang und um eine letzte Ecke und da waren sie angelangt.
Sie befanden sich in einem kleinen Raum, mit stein-zeit Computern, die tweilweise aussahen, als würde jemand gerade etwas programmieren. Die Tastaturen vielen almost auseinander und die Mäuse sahen beinahe aus wie wirkliche Mäuse. Die drehbaren Bürostühle mit den verschliessenen schwarzen Stoffbezügen schienen sogar noch älter zu sein und quietschten als sich klein Laura setzte. In der Ecke ratterte eine kleine Maschine, deren kleine Metallnadel stetig über ein fortlaufendes Blatt lief, sie schien jedoch nur leere Seiten zu produzieren. Laura hoffte auf Rettung vor dem ESTA, denn das war es ja wofür sie hergebracht worden war. Der Herr öffnete eine Internet-Seite, die INternetseite der ESTA. Schlagen wir den Feind mit seinen eigenen Waffen war das Motto dieser zweiten großen Schlacht. Der Herr verschwand allerdings und lies Laura alleine mit der Seite klar kommen. Es ging darum, das ESTA noch einmal neu zu beantragen. An diesem Punkt war Laura noch relativ zuversichtlich, sollte erwähnt werden. Aber dann kam es zu dem unvermeindlichen Punkt an dem ESTA zurück schlug. 14 Dollar sollte Laura zahlen. Allein in einem komischen Uhrzeit-Raum in den tiefsten Gedärmen des Flughafens saß Laura und ihr wurde klar, wie grässlich es war, die Visa-Karte zu vergessen.
Aber, wie im jedem guten Märchen, kämpft Laura natürlich nicht ganz alleine fürs Gute. Also läuft sie all den Weg wieder raus zu ihren kleinen Freunden, die immer noch entspannt rumstehen. Tatsächlich findet sich eine Heldin mit einer Visa-Karte und sie begleitete Laura zurück in den kleinen Raum. Alle Daten eingetippt, sollte es endlich zu einem Happy-End kommen, aber ach... Wie schrecklich, die Karte wurde nicht aktzeptiert. Also ging es wieder raus. Verzweifelt rief Laura um Hilfe und schließlich bekam sie diese von der Mutter eines second-years aus Mexico. Eine wirklich goldige Frau, die eine gute Stunde versuchte Laura zu helfen, das ESTA zu bekommen und ihr auch ihre Visa-Karte zur Verfügung stellte und, was das Beste war, als erstes Laura weit den Mund öffnen lies und ihr einen magischen Trank gab. Bachblütentropfen.
Frisch gestärkt fuhr Laura den Kampf gegen ESTA fort, aber nichts half. Also machten die zwei sich gemeinsam auf den Weg, um Hilfe zu finden, denn der kleine Mann war wie om Erdboden verschluckt. Glück im Unglück hatten sie, als sie auf eine hoch kompetente Dame trafen, die sich Laura's und ihres Schicksals für über eine Stunde annahm. Die Mutter-Heldin hatte übrigens Laura ihre Sache gebracht, als sie mit der neuen Helferin beschäftigt war, obwohl sie gerade davor erst auf eine Frage hin geantwortet hatte, dass sie nur noch 20 Minuten hätte, bis ihr Flug ginge. Dafür ist Laura ihr noch heute unendlich dankbar.
Jedenfalls rief irgendwann die Amerikanische Botschaft im Flughafen an, um über das Laura-ESTA Gefecht zu reden.
Nach viiiiielem und mehrstündigen hin und her, wurde Laura schließlich gesagt, sie müsse zur US-Botschaft gehen, um das Ganze zu klären.

Lasst mich so fortfahren:
Ich bin mit dem nächsten Bus zurück zur Schule gefahren und hab versucht irgendwen dazu zu bringen, mich zur Botschaft zu fahren, aber niemand wollte oder hatte Zeit. Also habe ich schließlich ein Taxi genommen. Als ich bei der Botschaft schließlich den richtigen Eingang gefunden hatte, wurde ich noch nicht einmal reingelassen, sondern nach einigem Warten kam eine Dame raus und meinte, es sei nichts zu machen, der einzige Weg, wie ich noch durch die US fliegen könne, wäre mit einem US-Visa... Also solle ich doch jetzt ein Visa beantragen, welches 150 Dollar kostet und wofür ich ein persönliches Interview mit irgendwem brauche, welches ich aber aller frühestens, wenn ich ganz doll dränge, nächsten Dienstag kriegen könne. Bis ich das Visa dann endlich wirklich hab und ich meinen neuen Flug buchen könnte (falls ich das Visa denn bekäme), hätte es dann natürlich noch einige Tage gedauert. Mit diesen Informationen bin ich nach Hause gefahren und angefangen zu arbeiten.
Irgendwann saß ich mit nem Telefonhörer in der Hand auf dem Boden der Administration, während Mario einen Meter weiter mit einem anderen stand und wir beide redeten auf irgendwelche Bürokraten ein. (Mario hat mir sehr viel geholfen bei allem)
Die deutsche Botschafterin, mit der wir telefonierten, meinte, sie würde generell nie jemandem raten durch die US zu fliegen, weil die es einfach mögen Macht zu haben und sie sinnlos zu benutzen...
Letztendlich lief es darauf hinaus, dass ich einen neuen Flug gebucht hab, der nicht über die US geht. Am Montag.

Es ist schon sehr komisch. Die ganzen letzten Tage war ich regelrecht traurig nach Hause zu gehen, weil ich gerne noch länger hier bleiben wollte. Aber als klar wurde, dass es tatsächlich überhaupt keine Möglichkeit mehr für mich gäbe, noch meinen Flug zu erwischen heute, hat mich mit einem Schlag so ein riesiges Heimweh gepackt, wie ich es schon ewig nicht mehr hatte. Interessant, anscheinend ist es einfacher nicht nach Hause zu wollen, wenn man tatsächlich weiß, dass man am nächsten Tag daheim ist, aber wenn es auf der Kippe steht, oder, wie bei mir jetzt, einfach mal ein par Tage nach hinten verschoben wird, wirds kritisch...

Ich freue mich auf zu Hause

Liebe Grüße

Eure

Lauri

Samstag, 7. Mai 2011

Harry Potter gleicher Exam-Stress

Hey,

also, nach einiger Zeit hab ich jetzt mal wieder die Zeit gefunden und mich aufraffen können, einen neuen Post zu schreiben.

Die letzte Woche war wohl die stressigste in meinem bisherigen Leben, fürchte ich. Die Examen haben am Montag angefangen. Ich hatte letzte Woche beide meine Geschichts-examen, beide Spanisch- und beide Bio-examen. Aber am Montag und Freitag hatte ich keine Examen, also die zwei Tage konnte ich zum lernen nutzen.
Lernen war sowieso das einzige (zumindest fühlte es sich so an) was ich vom letzten Freitag bis heute gemacht habe.
Lernen, lernen, lernen, Examen schreiben, lernen, Examen schreiben, lernen und so weiter.
Anfang der Woche hab ich bei Lieke (aus Holland, mein Lieblings-second-year) im Bett geschlafen, weil ich eine Lern-Gruppe mit einem ihrer Roommates, Anognya aus Indien, gegründet habe (und Sarah aus Bermuda ist auch in der Lerngruppe) und es einfach viel praktischer war, wenn ich dann gleich in ihrem Raum schlafe und wir zusammen Morgens um 6 aufstehen können, um zu lernen anzufangen.
Ja, ihr habt richtig gelesen, um 6.
Am Freitag zum Beispiel hatten wir ja rein theoretisch alle drei frei, weil wir da keine Examen hatten. Wir haben das genutzt, um um 7 aufzustehen und den ganzen Tag Mathe zu lernen (am Montag schreiben wir Mathe). Und wenn ich schreibe "den ganzen Tag", dann meine ich das wortwörtlich. Wir haben bis Abends spät in die Nacht kaum was anderes gemacht. Natürlich muss man immer kurze Pausen einschieben, damit man nicht "brain-dead" wird.
Einmal haben wir Abends um halb 11 nach einem Klassenraum gesucht, in dem wir lernen könnten (ist praktisch, weil man da an das white-board schreiben kann), allerdings konnte wir keinen unbelegten finden und alle study-rooms in den Residencen waren auch voll... Kaum zu glauben, wir 159 Schüler so intensiv lernen können...

Jedenfalls bin ich Mitte der Woche ziemlich krank geworden, was mir bei den Examen und beim Lernen natürlich nicht gerade hilft. Allerdings fürchte ich, dass der ganze Stress (tagelang lernen, dann Vormittags Examen schreiben und Nachmittags wieder bis spät in die Nacht lernen) mich gerade erst so schwach gemacht hat, dass ich überhaupt krank werden konnte. Weil das ganze Gelerne aber meine ganze Energie aufsaugt, muss ich wohl noch ne kleine Weile als ein heiserer, verschnupfter, rotäugiger Halb-zombie rumlaufen, dem der liebe roommate am Morgen mit den Worten begrüßt: "Oh, I'm so glad that you're still alive after last night!" (Deutsch: "Ich bin so froh, dass du noch lebst nach letzter Nacht!"), weil ich kaum schlafen konnte vor Husten und Niesen und mich rumwälzen.
Bitte erinnert mich, dass ich nächstes Schuljahr Taschentücher aus Deutschland mitbringe. Daran hatte ich gar nicht gedacht... Wann brauch ich die denn schon...

Gestern Abend (also Freitag bei mir (es ist hier noch Samstag)) hat Lieke dann irgendwann gemeint, es ginge jetzt zu weit, wenn ich schon nicht so ins Bett gehen würde und schliefe, müsse sie eben einen Disney-Filme-Abend mit mir machen, damit ich wenigstens im Bett liege anstatt zu lernen.
Also haben wir uns Popkorn gemacht und und Lautsprecher ausgeliehen und mit unmengen von Kissen und Decken einen richtig schönen Filme-Abend gemacht (Die Schöne und das Biest, Mulan und dann Herkules).

Achso: Vielleicht wird es einige von euch interessieren, wie meine bisherigen Examen gelaufen sind:
Bio war miserabel. Ich will das Ergebnis gar nicht wissen.
Geschichte, mein bestes Fach, war erschreckender Weise nicht so gut, wie ich gehofft hatte, aber lassen wir uns einfach mal überraschen.
Spanisch war mehr oder weniger in Ordnung. Im Paper 2 (das ist das, in dem man verschiedene Möglichkeiten bekommt, sich eine Aussucht und dann einen Text drüber schreibt) hab ich einen Tagebucheintrag geschrieben. Ich hab die Geschichte erfunden, dass ich auf nem Konzert von der coolsten Band auf der ganzen Welt war und dann plötzlich der Lead-Sänger die Bühne verlässt und keiner weiß wieso. Also spring ich auf, laufe auf die Bühne und fange an zu singen. Das zu schreiben, war ganz lustig und ich konnte mir gelegentliches Vor-mich-hin-Glucksen im Examen nicht verkeifen, aber gerade deswegen denke ich, dass es ganz gut gelaufen ist.
Die Ergebnisse werde ich aber erst übernächste Woche erfahren. Nächste Woche schreibe ich noch Mathe (grusel) und English (keine Ahnung wie ich das anstellen werde, weil ich nicht so wirklich weiß, was da auf mich zu kommt).

Achso, ich hab noch eine ganz Schreckliche Neuigkeit... Oke, für euch wird es wahrscheinlich weniger schrecklich sein als für mich:
Catalina (für alle, denen es enfallen ist, das ist meine Residence-coordinatorin) verlässt uns.
Ihr Freund, Graham, der hier unterrichtet hat, geht und sie hat schließlich beschlossen, mit ihm zu gehen.
Sie hat uns first-year Flamingo-girls alle zusammen geholt und es uns gesagt. Ich hätte fast angefangen zu weinen, hätte ich es nicht zurückgehalten. Cata, meine Zweit-Mutter geht einfach... Wie wird Flamingo wohl ohne sie sein?? Es war ein ganz schöner Schlag für uns alle. Aber gleichzeitg war es auch etwas, was uns sehr zusammen gebracht hat.
Wir first-years von Flamingo hatten nach der schlechten Nachricht spontan den ganzen Abend miteinander verbracht und super gute Pläne geschiedet für die kommenden Wochen und für nächstes Schuljahr, das, denke ich, einfach großartig werden wird. Ich werde euch über all dies auf dem Laufenden halten.

Übrigens fühl ich mich zur Zeit häufig ganz ganz komisch. Es ist vielleicht die schönste Zeit, die ich bisher hier am College hatte (ja, trotz des Stresses und der Krankheit), aber gleichzeitig wird mir auch sehr bewusst, dass es noch drei Wochen bis zur Graduation sind. Nur noch drei Wochen mit meinen geliebten Second-years. Nur noch drei winzige Wochen mit Cata als Residence-coordinator. Nur noch drei Wochen mit meinen beiden roommates, Sofia and Jandi. Nur noch drei Wochen als first-year auf dem Campus des UWCCR.

Genug nostalgisches Geschwafel, ich muss jetzt wirklich schlafen, morgen gehts früh raus, Überaschung: Lernen.

Eine Umarmung

Eure

Lauri