Freitag, 29. Oktober 2010

Diversity Week

Hallo ihr,

ich wollte eigentlich schon am Montag den nächsten Blogeintrag schreiben, aber immer wenn ich Zeit dafür gehabt hätte, bin ich ins Bett gefallen und augenblicklich eingeschlafen.
Also: Die Halloween-Party, die ich erwähnt hatte, war suuuuper! Gute Musik, große Säcke voll Popcorn, große, große Schüsseln voll Cornflakes und Bonbons und wahnsinnig coole Kostüme. Und ich hab Salsa getanzt!
Cool, nicht? Nein, ich kann eigentlich kein Salsa tanzen, aber Felix (Kenya) hat mich geschnappt und keine ausrede gelten lassen und er ist ein so guter tänzer, dass ich ihm einfach nur folgen musste und irgendwann hab ich mich eingefunden. Das war ziemlich lustig.


Hier links seht ihr zwei der, meiner Meinung nach, besten Kostüme und unten drunter, das bin ich.
Als die Party schließlich um 12 Uhr dem Ende entgegen ging, haben sich wieder ein par Leute im Klassenraum #9 eingefunden und "The Exorcism of Emily Rose" geschaut.
Der Sonnt
ag danach war, glaube ich, auch lustig, aber ich kann mich beim besten Willen nicht mehr dran erinnern, was ich da getrieben hab'.

Der Montag war dafür ne wahninns Erfahrung. Okay. Ich komme morgens ganz normal zu Cafeteria und bin erstmal erschrocken, als ich auf dem Boden, der plötzlich durch eine weiße Linie in zwei ungleich große Teile unterteilt ist, die Schilder "colored" und "white only" sehe.
Ihr werdet wahrscheinlich lachen, wenn ich erzähle, dass ich im ersten Moment dachte, dass sie irgendwas am Wäsche-system geändert haben (die Waschmaschienen sind gegenüber der Cafeteria). Aber als ich in die Cafeteria hineingehe, steht da Sydney (USA), die schwarzen Haare zu einem strengen Dutt zurückgenommen, das blaue T-Shirt in ordentlich in die Hose gesteckt und einen Schlagstock in der Hand.
"Good morning, Miss! How are you today?" sagt sie freundlich und deutet dann auf die Essensausgabe, die dichter beim Eingang ist (wir haben zwei, damit es (besonders beim Mittagessen) schneller geht. Auch hier wieder das Schild "white only" und dann sehe ich, dass auch die ganze Cafeteria durch eine weiße Linie in zwei Teile geteilt ist und die Tische plötzlich auf diese zwei Seiten verteilt sind und nicht mehr überall stehen, sondern in der Mitte Freiraum ist. Ich werde höflich von Celo, Canada, bedient und auch sie erkundigt sich nach meinem Wohlbefinden. Als ich mich hinsetzte, sehe ich Anognya aus Indien hereinkommen. Sydney fährt sie an, sie solle doch bitte zu ihrer Schlange auf der anderen Seite gehen und nicht die Linie übetreten, ihre Freundlichkeit ist verschwunden.
Alle Wege waren in einen größeren Teil mit den Schildern "white only" und einen kleineren Teil mit den Schildern "colored" unterteilt und selbst in den Klassen saßen die "weißen" vorne und die "farbigen" hinten. Wollte einer meiner "farbigen" Mitschüler die weiße Linie übertreten, so waren gleich mindestens zwei "Sheriffs" (Schüler aus Nord-Amerika und der Karibik) zur Stelle und haben ihn ruppig wieder an "seinen Platz" veriesen und wollte ein "Weißer" die Linie übetreten, so wurde er höflich gebeten doch wieder auf die eigene Seite zu gehen, zu seiner eigenen Sicherheit.
Sicher seid ihr jetzt ziemlich geschockt: Sowas an einem UWC!
Der Grund dafür war aber nicht, dass wir plötzlich alle zu Vollblut-Rassisten geworden sind, sondern die "North-american-Carribean-Diversity-Week". Grund für das alles am Montag war also nur, uns zu zeigen, wie es jahrelang in war (und noch wesentlich schlimmer). Am Abend gab es darüber dann eine über zwei-stündige Diskussion in der Bibliothek, was seeehr interessant war.
Ich für meinen Teil denke, dass das eine wertvolle Erfahrung war für uns alle. Besonders spannend war, dass sich die "Weißen" bald unwohler gefühlt haben als die "Farbigen". Ich hatte den ganzen Tag Schuldgefühle und fand es schwierig...

Natürlich gab es nicht jeden Tag so eine extreme Sache, aber an einem Abend gab es mexikanisches Essen in der Cafeteria und dann haben wir gesungen und eine
Piñata geöffnet. Das war wirklich lustig. Als sie schließlich zerbrochen am Boden lag, haben sich alle darauf gestürtzt, um die Süßigkeiten zu ergattern.
An einem Abend haben wir "Milk" angeschaut und dann über Homophobie gesprochen.
Heute Abend gibt es eine Show und morgen ist Carneval.

Achso: Am Mittwoch sind wir mit Clowning das erste Mal wirklich in ein Krankenhaus gegangen. Es ist mehr ein Rehabilitations-Center und die Meisten dort haben etwas mit dem Gehirn, aber es gibt auch eine Art Schule für Kinder auf dem Gelände, für die wir auch clownen sollen, aber die waren leider am Mittwoch nicht da.
Zu Anfang ist mir das Clownen dort sehr schwer gefallen. Wie verhälst du dich, wenn vor dir eine kleine Frau liegt, bei der du nicht entscheiden kannst, ob sie sehr jung oder sehr alt ist und sie ihre Hände und Füße nicht bewegen kann und sich nicht artikulieren kann?
Irgendwie haben wir einfach angefangen rumzualbern, oder auch einfach nur zu zu hören (selbst wenn ich manchmal nichts verstanden habe) und so ermüdigend diese zwei Stunden dort waren, so wundervoll waren sie auch.

Und: Am Mittwoch Abend hat Melody (die gefürchtete Englisch-Lehrerin aus China) uns unsere Einführung ins EE gegeben (Extended Essay). Nur mal zur Erinnerung: Unser endgültiges EE müssen wir nächstes Jahr Ende November einschicken...

Das ist so weit, was hier so passiert ist. Ich habe sicher eine Menge vergessen, weil es so so viel war, aber damit müssen wir alle leben.

Es grüüüßt euch,
Eure

Lauri


Samstag, 23. Oktober 2010

Work, Work, Work

"Chicas, the next 6 weeks gonna be really difficult and stressful"
Wenn einem am Montag der Woche die residence-Coordinatorin soetwas sagt und dann meint, mann sollte doch am Ende dieser sechs Wochen zu den Hotsprings fahren, um den Stress abzubauen, wird man schon etwas nervös...
Und tatsächlich war die letzte Woche schon nicht übel. Unter anderem haben wir an einem Tag ein History Paper 1 geschrieben (aber nur zur Übung, wird aber zensiert). Und ein Mathe-Quiz, das 15% der Trimesternote ausmacht... Wir haben schon vor ca. zwei Wochen das erste geschrieben (Trimesternote in Mathe besteht aus 2 "Quizen", je 15% und einem größeren Test, 70%). In dem letzten hatte ich 13.5 von den möglichen 15%. Mal sehen wie das jetzt war...
Außerdem habe ich mit erschrecken festgestellt, dass ich nächste Woche Spanisch Paper 1 schreibe, verstehendes Lesen, und die Woche drauf Spanisch Paper 2, selber was schreiben und zu sammen machen die beiden 100% meiner Trimesternote in Spanisch aus... Ach man...
Trotzdem hatte ich ne schöne Woche. Ich bin jetzt noch dem Break-Dance-CAS beigetreten und ich bin von meiner Residence in den Student-Council (ist sowas wie die Schülervertretung, nur dass wir nen größeres Budget und mehr Möglichkeiten haben) gewählt worden.
Das mit dem Break-Dance bedeutet, dass ich jetzt Freitags erst zwei Stunden Yoga hab (ihr habt keine Ahnung, wie das schlaucht, ich bin jedes Mal völlig platt) und danach hab ich dann zwei Stunden Break-Dance... Das ist kein übles Programm, aber es macht Spaß.
Gestern Nacht habe ich bis 3 Uhr Morgens mit Mario, Ching-Ching, Ann und Elena (Östereich) Horrrorfilme geschaut, um uns auf die Halloweenparty heute Abend einzustimmen... Das war ziemlich lustig.

Bis ganz baldigst

Lauri

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Paranormal Activity

Okay, also was ich gleich erzähle, ist am Abend vor dem First-Year-Camp gewesen und wurde noch am selben Abend geschrieben, aber das Internet hat nicht funktioniert und dann war das first-year-camp wichtiger und... Also das ist jedenfalls der Grund, warum meine Posts jetzt nicht chronologisch sind...

Wie auch immer:
Ich habe mit Mario „Paranormal Activity“ geschaut und ich muss sagen, das war seit langem mal wieder ein wirklicher Gruselfilm. Ich sage mit Absicht nicht Horror-Film, weil Horror-Filme meiner Meinung nach heute nur noch sinnloses Abschlachten bedeuten. Aber „Paranormal Activity“ hat es seit langem mal wieder geschafft, mir wirklich Angst einzujagen. Ich meine nicht diese Art von „Angst“, wenn man mit ansieht, wie irgendwelche Leute sterben und man nur darauf wartet, wie der nächste draufgeht. Nein, ich meine echte Angst. Ein Horrorfilm der alten, oder sollte ich sagen „älteren“ Schule.

Meine Nerven lagen wirklich knappe 80 Minuten lang blank.
Eigentlich passiert in dem Film gar nicht viel. Eine Frau und ihr Ehemann fangen an alles was sie tun in ihrem Haus zu filmen, weil sie meinen, dass da irgendwas Paranormales vorgeht, weil Lichter einfach an und ausgehen und so was alles. Das stimmt dann auch tatsächlich und es wird im Laufe des Films schlimmer und schlimmer. Am gruseligsten ist es, wenn die Kamera nachts einfach nur das Bett mit den beiden zeigt und die offene Schlafzimmertür und den Flur, denn dann passieren die meisten Dinge.

Ich war also ohnehin schon völlig zittrig und ängstlich und habe paranoider Weise darauf geachtet, dass kein Teil meines Körpers ungeschützt ohne Decke daliegt (Ich decke mich immer zu, wenn ich Filme gucke, die meisten von euch wissen das sicher), als Mario und ich so darüber geredet haben, dass mein Room-mate nicht schlafen kann, wenn ein Stuhl offen im Zimmer rumsteht, weil sie dann denkt, dass nachts ein Geist kommt, sich drauf setzt und sie anstarrt. Das hat meine absurde Angst selbstverständlich nur noch gesteigert und dann…
Dann ist unser Blick auf das Foto der Frau gefallen, welches an der Wand über Sofias Bett hängt. Ironischer Weise habe ich ihr das vor einigen Tagen erst überlassen.

Das Foto zeigt den Kopf einer Frau in schwarz-weiß. Sie hat eine Art schwarz gemusterten Schleier vorm Gesicht, aber man kann noch ganz genau erkennen, wie sie einen mit weit geöffneten Augen anstarrt. Man mag ihr Gesicht ausdruckslos nennen, aber mir erschien und erscheint es einfach nur böse.
Das schlimmste aber ist, dass diese Frau dich mit ihren Augen immer verfolgt.
Als wir das bemerkt haben war alles zu spät. Wir sind wirklich, ernsthaft vollkommen ausgerastet und konnten nicht länger im Zimmer bleiben. Es ist mir regelrecht peinlich zuzugeben, dass wir den Raum schreiend verlassen haben.
Keiner von uns hat es dann auch über sich gebracht noch einmal zurück zu gehen, um das Foto abzunehmen und es zu beseitigen. Wir mussten jemand anders fragen. Alle waren natürlich ziemlich irritiert, was denn mit dem Bild los sei, aber interessanter Weise schien keiner einen blöden Streich oder sowas zu vermuten, vermutlich haben Mario und ich einfach wirklich extrem verschreckt ausgesehen.
Jedenfalls wurde es schließlich aus meinem Zimmer entfernt, wenn mich das auch noch nicht völlig beruhigte. Selbst danach noch, war ich sehr unruhig in meinem Raum.

Das Foto jedenfalls habe ich, weiß der Hecht warum, im Aufenthaltsraum aufgehängt. Genau so, dass die Frau den ganzen Raum überblicken kann. Selbst wenn man direkt unter ihr steht, ja selbst, wenn man etwas hinter ihr steht (ja, das geht), kann sie dich noch sehen – zumindest nachts – denn sie wird direkt von den Fenstern auf der anderen Seite gespiegelt und ihr starrer, dunkler Blick verfolgt jede deiner Bewegungen.

Inzwischen habe ich mich aber wieder beruhigt... Naja, eigentlich hab ich viel zu viel zu tun, um mir Gedanken um so was zu machen...

Ciao

Lauri

Sonntag, 17. Oktober 2010

Baptiste Church

Hey mein Lieben,

heute war ich in der Kirche. Es war suuuuper. Ich denke ich werde da jetzt jeden Sonntag hingehen, auch wenn wir jedes Mal mit dem Bus fahren müssen. Es ist die Baptiste Church of San José und darum ist das alles sehr modern. Die Kirche ist hell und warm (aber nicht zu warm) und als Musik gibt es E-Gitarren, Akkustik-Gitarren, Schlagzeug, Piano, Keyboard und Sängerinnen. Das heißt, eine siebenköpfige Gruppe von 12 bis 18-Jährigen hat für Musik gesorgt.
Die Lieder waren alle sehr modern und wirklich schön und der Pastor sehr jung und was er gesagt hat, war logisch.
Hinterher gab es noch ein Essen für die UWC-Schüler und die University Peace-Studenten. Wow, das Essen war einfach genial und ich glaube ich habe zum ersten Mal Hühnchen gegessen, dass richtig super geschmeckt hat... Und der Nachtisch erst.... Oh man, der Wahnsinn.
Und im Vergleich zu unserem Cantienen-Essen natürlich umso besser.
Wir haben uns alle vorgestellt und mit dem Pastor und den ganzen Leuten, die da arbeiten gesprochen... Also es war wirklich schön und ich werde sicher öfter hingehen, auch wenn es natürlich nicht jeden Sonntag Essen gibt.

Mama, du musst da unbedingt mal mit mir hin! Ich bin sicher, es würde dir genau so gut gefallen!

Liebe Grüße

Lauri

Freitag, 15. Oktober 2010

"I feel like a refugee"

Wenn du dich plötzlich ganz oben auf einem Berg, mitten im Dschungel wieder findest, den gesamten Körper mit einer zentimeterdicken Schlammschicht bedeckt, in so dichtem Nebel, dass du kaum drei Meter weit sehen kannst und du allein bist, bis auf eine Gruppe von 8 Leuten, die alle genauso hilflos, schlammbedeckt und durchgefroren sind wie du und von denen einer blind ist, einer die Hände verbunden hat und einer nicht sprechen darf, dann kommen dir plötzlich komische Gedanken.

Selbstverständlich wird einem die Absurdität dieser Situation erst dann bewusst, wenn man sich bereits mitten drin befindet – und dann ist es grausig lustig.
Lucy puhlt sich Schlamm aus dem Ausschnitt, Dee versucht sich verständlich zu machen und am Gespräch zu beteiligen ohne zu sprechen (ziemlich erfolgreich), ich führe Wies und rufe: „Ooooh, look, look, guys: these huge black-white butterflys! They are beautiful and they’re dancing tango! Do you see them? Do you see them?“ dabei vergessend, dass Wies die Augen verbunden hat und somit die wundervollen und wirklich riesigen Schmetterlinge nicht sehen kann und Camill beginnt Wies‘ völlig schlammigen Haare zu flechten, sodass sie sie garantiert nicht mehr entwirren kann.

Könnt ihr euch vorstellen, wie man sich in dieser Situation fühlt??

Das Problem ist: Nein, könnt ihr vermutlich nicht.
Es fällt mir zunehmend schwerer, meine unwahrscheinlichen Erfahrungen und Erlebnisse hier so in Worte zu fassen, dass ihr ihre Genialität, ihre Absurdität, ihr Wundervoll-sein und manchmal ihre Traurigkeit oder Blödikeit versteht.
Trotzdem versuche ich es, aber bitte stellt euch vor, dass alles was ihr lest noch dreimal so intense ist (verdammt, was ist das deutsche Wort dafür???)

Also: Natürlich sind wir einen langen Weg gegangen, bis wir uns schließlich dort oben mitten in der Wildnis wiederfanden. Völlig mit Schlamm bedeckt, der, nebenbei gesagt, wie sau stank.
Alles begann damit, dass wir zum alljährlichen legendären First-Year-Camp aufgebrochen sind. Das Wort „legendär“ ist bewusst gewählt. Im Vorfeld haben uns unsere second-years erzählt, dass diese zwei Tage eine der wichtigsten und tollsten Erfahrungen in ihrem ersten Jahr hier waren. So richtig geglaubt hat ihnen jedoch niemand, aber jetzt sind wir völlig fertig, weil wir so glücklich über die letzten zwei Tage sind.
Seht ihr was ich meine? Wenn wir unseren eigenen second-years schon nicht glauben, egal wie schillernd die Farben waren, mit denen sie das Camp beschrieben haben, wie sollt ihr dann jemals verstehen, was diese Sache so besonders, so einmalig, so unvergesslich macht?! Wie sollte ich euch Gefühle, die in der Gemeinschaft entstehen, in einer besonderen Gemeinschaft, die wachsen und sich entwickeln, die groß werden und einen einnehmen, beschreiben können?
Es geht nicht. Ich halte mich daher an die Fakten und werde es nur hier und da einmal mit etwas Gefühl stümperhaft würzen.

Wir brachen also auf. Mittwochmorgen, 7 Uhr Abfahrt. Wenn ich geschrieben habe, dass das erste Camp, in dem wir in der zweiten Woche alle zusammen waren, in den Bergen war, dann war dieses Camp jetzt beinahe im Himmel.
Tatsächlich musste der kleine Bus, in dem ich saß, einige Male an den steilen Berghängen halten, weil der Busfahrer die steilen Kurven nicht nehmen konnte.
Es ging schier endlos bergauf, bis wir schließlich in einem – ich muss es sagen – wunderschönen Camp angelangten.
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie die Schlafsäle aussahen, das heißt es ist wohl eines der wenigen Dinge, die ihr euch tatsächlich sehr gut vorstellen könnt: ein langer, langer Flur und dann ein Doppelstock neben dem anderen, alle zwei Betten von einer kurzen Wand getrennt.
Das machte aber gar nichts, wegen der Kälte hat sowieso so gut wie niemand alleine im Bett geschlafen und es ist leichter jemanden zu finden, mit dem man ein Bett teilen kann, wenn man nicht unnötig durch viele Wände und Türen getrennt ist.

Wie auch immer, ich sollte mich nicht zu sehr bei den Details aufhalten, damit ihr nicht ewig lesen müsst.

In Kürze: Wir haben viele Spiele gespielt (ja, Spiele, GEMEINSCHAFTSSPIELE, und es war sehr sehr lustig!) und wir haben unsere Gruppen (wir wurden vorher in Gruppen mit je zwei Leadern (second-years) aufgeteilt vorgestellt. Ich hatte sehr Glück mit meiner Gruppe und den beiden Leadern, wir haben unsere Gruppe Sambuca-sinnlosesilbenaneinandergereiht-sushi oder kurz, sambuca indians getauft und uns vorgestellt indem wir eine Zeremonie veranstaltet haben, in der die neuen Stammesmitglieder aufgenommen wurden (wir Fist-year-gruppen-Mitglieder) und die Namen verkündet wurden. Ich war „Squaw Slapped Face“, weil ich eine blaue Hand auf meinem ganzen Gesicht hatte. Fingermalfarbe. Wir hatten unsern Spaß, jaah, auch beim Gestalten der Flagge.
Aber, weil ich, wie so ziemlich jeder, leichten Sonnenbrand habe, weil die Sonne so herrlich geschienen hat, sieht mein Gesicht jetzt aus, als hätte mich irgendwer so heftig geschlagen, dass die Fingerabdrücke davon einfach nicht mehr verschwinden.

Und dann irgendwann kam der Höhepunkt, der langersehnte: Die Rally.
Jede Gruppe bekam eine grobe Karte und musste sich, ohne die second-years auf den Weg machen, von Station zu Station. Aber: Einer Person mussten die ganze Zeit die Augen verbunden sein, einer Person die Hände gefesselt und eine durfte nicht sprechen dir ganze Zeit über. Nur mal damit ihr so eine Vorstellung habt: Die Rally hat mehr als 4 Stunden gedauert.
Wie auch immer, ich werde euch die Stationen nicht alle im einzelnen erklären, das kann ich im Winter machen, wenn ich zu Hause bin und mir nicht die Finger wund tippen muss, um euch alles zu erzählen. Nur so viel: Sie waren alle sehr cool und so ziemlich alle mitten im Dschungel.
Aber auf die letzten drei möchte ich gerne etwas genauer eingehen (eigentlich die letzten vier, aber die eigentliche Letzte Station konnten wir nicht mehr machen, weil es schon stockdunkel war und die Rally abgebrochen wurde (hat alles wesentlich länger gedauert als gedacht, was noch einige andere Unannehmlichkeiten verursachte…).

Nummer 1 dieser letzten drei: Schlammkriechen. Ich meine das wörtlich. Erst mussten wir einen steilen, glitschigen Erdhang raufklettern, nur mit Hilfe einer Wurzel und eines nassen Seils und dann mussten wir uns erst in eine Art Erd-Krater hinablassen und sind direkt in knietiefem Schlamm gelandet. Es hatte seinen Grund, dass wir alle Klamotten anziehen sollten, die wir hinterher wegwerfen könnten: im Schlamm waren Schnüre gespannt, unter denen wir durch kriechen mussten. Ich kann euch versichern, dass die second-years, die diese Station geleitet haben, sicher gestellt haben, dass die Schnüre tief genug waren, damit wir GANZ im Schlamm kriechen mussten. Ich denke, es ist ein Wunder, dass die meisten von uns es geschafft haben, die Köpfe weitgehend unberührt zu lassen, aber auch wirklich nur weitgehend.
Leider existieren von meiner Gruppe keinerlei Fotos, wenn wir Schlammmonster waren.
Aber damit war noch nicht genug: Wir mussten von kaltem Schlamm bedeckt, barfuß weiterlaufen. Mitten durch den Dschungel. Mein Kommentar dazu war: „This would definitely be something for my sister!“

Wir sind schließlich an der Stelle angelangt, mit der ich begonnen habe. Warum wir da rumstehen mussten? Die Gruppe vor uns war noch nicht fertig und, aber schon so weit weg, dass wir sie nicht mehr sehen konnten, auch nicht hören.
Wir mussten warten und es wurde kälter und kälter. Als der zuständige second-year schließlich wieder zurückkam und uns erklärt hat, was die Aufgabe ist, haben wir nicht gerade vor Begeisterung aufgeschrien.
Wir bekamen alle die Augen verbunden, bis auf den Letzen und mussten uns in einer Reihe hintereinander aufstellen, an den Schultern fassen und so einen Parcours durchlaufen, nur durch Druckzeichen an den Schultern vom letzten Mann gelenkt. Nun, ihr könnt euch vielleicht vorstellen wie das ist, mitten im Dschungel und barfuß. Besonders, wenn einer der second-years dir ganz am Anfang ein frisch geschossenes Bild gezeigt hat: Eine riesige schwarz-orange gestreifte Tarantel. Wo sie die gefunden hat? Bei ihrer Station, im Dschungel.
Und was gab man uns als guten Rat ganz am Anfang mit auf den Weg? „Passt auf die Schlangen und Spinnen auf! Ich meine das ernst!“
Wir haben zwar zum Glück mit keinem von beidem nähere Bekanntschaft machen müssen, aber wenn du BLIND durch einen Parcours irrst, barfuß über Stöcke, Blätter, Steine stolperst, durch tiefen Schlamm laufen musst (schon wieder) und schleimige Erd-Treppen runter steigst, denkst du schon darüber nach, auf was genau du da gerade wohl trittst.
Trotzdem muss ich sagen, dass auch diese Station mir sehr gefallen hat. Das einzige Problem war, dass es inzwischen Dunkel und der Nebel auf unglaubliche Weise noch dichter geworden war und wir alle schrecklich froren, weil wir schlamm-nass waren.

Im Grunde wäre da die nächste Station genau das Richtige gewesen: Macht ein Feuer! Leider haben wir versagt und dann wurde das Ganze trauriger Weise auch schon abgebrochen.

Wir haben uns alle wahnsinnig auf die Duschen gefreut: 4 Duschen für alle Mädchen und eiskaltes Wasser.
Wir haben immer zu viert in einer Dusche geduscht. Das gesamte Haus war völlig verschlammt und verdreckt, weil die Duschen ganz am Ende unseres Schlafhauses waren und von den Duschen brauch ich gar nicht erst anfangen.

Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so lange und so beständig gefroren habe. Und trotzdem hatten wir noch Spaß.
Als wir endlich mehr oder weniger sauber waren und warme Sachen anhatten, gab’s erst mal Abendessen. Herrlich.

Danach gab es noch ein Lagerfeuer (mit Marshmellows ), zu dem wir alle als lange Kette blind über Stock und Stein geführt wurden und danach eine von uns allen improvisierte „No-talent-show“, die der absolute Wahnsinn war. All die Dinge in diesem Absatz vermag ich jedoch nicht so zu erklären, dass euch begreiflich wird, wir wundervoll sie waren. Darum sind sie nur so kurz und scheinbar lieblos dahin geschrieben.

Irgendwann, nicht vor 12, waren wir dann auch mal in unseren Betten, aber um kurz nach 6 am Morgen ging‘s schon wieder raus: Frühstück und dann das Programm fortsetzen…
Nur so viel dazu: Alle waren müde und trotzdem haben wir noch viele und coole Sachen gemacht.
Dieser Tag war allerdings sehr nebelig. Das heißt, wir befanden uns in den Wolken. Den ganzen Tag. Das war der Hammer und es war irgendwie gruselig und es war sehr kalt.

Am Abend um kurz nach 5 irgendwann haben wir uns auf den Heimweg gemacht. Weil es so nass war, war es nicht sicher, mit dem Bus runter zu fahren, deswegen sind die Busse ohne uns runtergefahren und wir mussten den ganzen Weg bis zum Fuße des Berges laufen, im Dunkeln, müde und kaputt wie wir waren. Aber selbst das hat noch Spaß gemacht.

Als wir endlich wieder auf dem Campus waren, gab es Abendessen und dann eine Überraschung: Die second-years hatten eine Show für uns vorbereitet (ja, noch eine! Ich weiß, unserer second-years sind super toll :) ). Es war wundervoll, aber danach konnte ich noch, gerade so, weiß der Geier wie, diesen Post schreiben (den ich aber erst am nächsten Tag reinstelle, am Abend) und dann bin ich in einen Toten-Schlaf verfallen, um 11 Uhr 30 Abends.
Ich hatte vor heute auszuschlafen, weil wir heute frei haben, was mir aber nicht viel bringt, weil die Lehrer hier „Ferien“ als „Hausaufgabenzeit“ anzusehen scheinen…
Und
ratet mal, wann ich aufgewacht bin!
6 Uhr Morgens. Und ich konnte nicht wieder einschlafen. Ich weiß wirklich nicht, was UWC mit mir angestellt hat...

Egal, ich bin glücklich.

Wir sehen uns – mir fällt gerade ein, dass ich noch ganz viel vergessen habe zu erwähnen über das Camp und alles, lauter tolles Zeug, aber das erzähle ich ein andern mal...

Lauri

Montag, 11. Oktober 2010

Geburtstagstag

Hallo alle, die das hier lesen,

das Wochenende war sehr schön, besonders Samstag. Samstag war Jessicas Geburtstag (das Hong-Kong-girl, ihr erinnert euch sicher). 18 Jahre ist eine große Zahl und darum haben wir, das heißt Jessica, ich, Ann, Ukraine und Wies (gehört nicht so wirklich irgendwo hin, weil ihr Vater für die UN arbeitet und sie ständig von einem Land ins nächste ziehen) den Tag in San José verbracht. Das war super! Und abends gabs ne Party bei Anders, der eigentlich aus Schweden kommt, aber schon lange mit seinen Eltern hier lebt und ein day-student ist. 127 Leute waren da, größtenteils UWCCR-Schüler, bis auf 5 andere, glaub ich.
Das war ziemlich cool. Des erste mal, dass ich in einer dieser Städte in der Stadt war. So was ist das nämlich wo manche Reiche drin wohnen. Eine Stadt in der Stadt selbst. Verrückt.
Sonntag habe ich die meiste Zeit geschlafen und sonst war ich noch auf dem Früchte-Markt und hab ein par Stunden mit Mario philosophiert.

Das war also mein Wochenende...

Sehr viele liebe Grüße

Lauri

Freitag, 8. Oktober 2010

Du musst ein Clown sein in dieser Welt

Hallo mein Lieben,

zurzeit ist alles sehr entspannt hier,

Okay, dass dieser erste Paragraph so unvollendet ist, hat natürlich seinen Grund. Ich habe gerade das erste Erdbebeb in meinem Leben erlebt.
Ich hatte diesen ersten halben Satz gerade fertig geschrieben, als plötzlich alles vibrierte, die Fenster klirrten und ich die Vibration sogar in meinem Körper spürte. Das interessante war, dass ich das zu erst gar nicht einzuordnen wusste, ehe Jandi, mit der ich in unserer Küche saß, aufgesprungen ist: "Out! Out! Evereybody get your asses out of here!"
Das Ganze war, laut meiner second-years, recht lang - gut 10 Sekunden.
Manche haben gelacht und fanden es cool, aber ich finde es war einfach nur erschreckend und hat ein beklemmendes Gefühl verbreitet.
Ironisch, irgendwie, dass gerade, wenn ich mich nach 4 Tagen mal wieder daran setze, einen neuen Post zu schreiben, ein Erdbeben daher kommt...

Was ich eigentlich erzählen wollte, ist dass wir am Mittwoch beim clowning alle zusammen zu dem wirklich beliebten second-hand-shop hier in Santa Ana, um unsere Kostüme zu kaufen.
Ich bin einfach verliebt in das was ich mir zusammengesucht habe. Eine große blaue Hose, ein knallrotes Hemd, das ich wohl meistens in die Hose stecken werde, eine sehr kurze hell-violette Weste. Als eine Art Gürtel benutze ich eine dunkelrote Krawatte und um meinen Kopf binde ich ein rotes Tuch, sodass ich eine kleine Schleife ganz oben auf dem Kopf habe. Aber das Beste, das aller aller Beste, worüber ich sehr, sehr froh bin, dass ich das aufgestöbert habe, sind zwei wunder-hässliche Schwimmflügel, die ich über die roooooten Hemdsärmel trage. Uuuuuuh, herrrrrlich....
Sobald ich das anziehe, beginne ich anders zu gehen, mich anders zu bewegen, anders zu sprechen - ich lebe meinen Clown. Das macht wahnsinnig Spaß.
Ich freue mich, meinen Clown weiter auszubilden, einen Namen für ihn zu finden, ihn einzusetzen, um andere Menschen zum lachen zu bringen.

Achso: Zum Thema keinen aktiven Sport machen: Yoga bringt mich definitiv an meine Grenzen. Die Verrenkungen, die wir da zwei Stunden lang machen, sind der wahnsinn... Aber es macht Spaß und hinterher fühle ich mich suuuuper gut. Ich habe auch angefangen jeden Tag 5 bis 15 Minuten zu meditieren. Das hilft sehr, ich habe keinen Stress und fühle mich entspannt, obwohl die Hausaufgaben nicht zu knapp sind.

Nächste Woche Mittwoch und Donnerstag ist das berühmte first-year-camp. Ich bin gespannt...

Ich melde mich und werde euch mal ein par Fotos von meinem Clown zukommen lassen, sobald es welche gibt.

Wir sehen uns!

Lauri

Montag, 4. Oktober 2010

World Animal Day

Hey guys,

heute ist Welt-Tier-Tag!
Immer wieder interessant was es alles für Tage gibt, das wird mir hier erst richtig bewusst...
Ansonsten gibts eigentlich nicht viel zu erzählen, ich mache fleißig meine Arbeiten und lebe mein Leben.

Liebste Grüße

Lauri

Freitag, 1. Oktober 2010

Hände

Hallo an alle, selbst wenn ihr das hier nicht lest!

Ich habe angefangen zu zeichnen. Ich war zwar nie wirklich ein Stern am Künstlerhimmel, aber irgendwas hat mich hier gereizt. Irgendwas hat geschrien: „Laura, Laura, du musst zeichnen, zeichne!“
Und ich, gehorsam, wie mir meine lieben Eltern es gelehrt haben, habe angefangen zu zeichnen.
Ich zeichne Hände.
Ausschließlich Hände – bisher.
Ich zeichne ausgestreckte Hände, zusammengekrümmte Hände, zu Fäusten geballte Hände, entspannte Hände, ich zeichne alles, was man eben so mit Händen anstellen kann.
Ich habe festgestellt, dass das gar nicht mal so schwer ist und es sogar richtig Spaß macht. Vielleicht weckt aber auch jede neue Hand einfach nur einen gewissen Ehrgeiz in mir, dem ich nichts entgegenzusetzen habe.
Ich habe meine Hände (die gezeichneten) wirklich lieb gewonnen. Ich schau sie mir ab und zu an und wann immer mir die Idee für eine neue Hand-Haltung kommt, setze ich mich hin und zeichne. Die meisten Zeichnungen muss ich noch ein zweites Mal anfertigen, weil die erste häufig zu große, unhübsche Fehler hat.
Manchmal ist aber auch meine erste Arbeit besser als meine zweite und erst dann fällt mir auf, dass die erste gar nicht mal so schlecht war.
Nun gut, ich hab euch jetzt wahrscheinlich kräftig verwirrt. Eure Gedanken gehen vermutlich in Richtungen wie: „Warum um Himmels Willen fängt sie jetzt plötzlich an vom Hände-zeichnen zu reden???“
Ich dachte einfach, es ist vielleicht mal ganz interessant was über meine neuen Marotten zu hören…

Ach so: Heute war die Präsidentin von Costa Rica kurz in unserer Schule, wir wurden bisher nicht evakuiert und heute war außerdem „Opposite Gender-Day“ bei uns, was bedeutet, dass die Mädchen sich wie Jungs und die Jungs sich wie Mädchen angezogen haben (seeeehr lustig).

Liebe Grüße aus der Welt, in der Verrückt-Sein normal ist

Eure

Lauri