Donnerstag, 31. März 2011

Tick, tock

Hallöchen,

es gibt viel, viel zu erzählen. Wie immer bin ich leicht gestresst, weil ich euch nicht alles erzählen kann, auch wenn ich das doch sooooo gerne möchte. Aber ich werde mich wohl auf das Wesentliche beschränken müssen.

Also am Samstag war Earth Hour. Den ganzen Abend gabs ne Menge tolle Aktivitäten, alles organisiert von unserer Green Action Group. Es waren auch ziemlich viele Leute von außerhalb unserer Schu
le bei uns. (Hat alles auf unserem Fußballfeld statt gefunden). Um 8 Uhr wurde für eine Stunde der gesamte Strom auf unserem Campus abgeschaltet.
Nur damit ihr's wisst: Das war natürlich alles nicht unsere Idee. Earth Hour ist inzwischen eine internationale Bewegung, die wir nur auch hier auf unserem Campus aufleben lassen wollten.
Meine Earth Hour ist allerdings eher kläglich zu Ende geganen. Ich hab mir beim Tanzen ums Feuer einen riesigen Splitter in den Fuß getreten. Es war stockdunkel und ich musste Sarah von den Bahamas bitten, mir den Splitter raus zu ziehen. Dann musste ich zurück zu den Residencen hump
eln, um das Ganze zu säubern, weil ich aber natürlich nicht richtig laufen konnte, hat mich das ne gute viertel Stunde gebraucht... Und dann konnte ich nichts sehen und musste darum eh warten, bis das Licht wieder ging. Und weil mein Bein vom gehumpel und vermehrten Belasten schon anfing Krämpfe zu bekommen, konnte ich auch nicht wieder zurück... So ein Dilemma. Ich saß also allein in meiner Residence. Ihr habt ja keine Ahnung (hatte ich bis dahin auch nicht), wie unheimlich es da sein kann, wenn keine Menschenseele da ist und nicht mal das kleinste Lichtlein brennt... Es war das erste Mal überhaupt, dass ich auf diesem Campus ein klein wenig Angst hatte.

Mir ist außerdem diese Woche eine große Ehre zu Teil geworden. Der Prozess des Auf-wiedersehen-sagens hat nämlich inzwischen für unsere Second-years angefangen. Sie werden langsam darauf vorbereitet, dass sie bald für immer gehen werden. Am Dienstag war dazu eine Auftaktveranstaltung, nur für Second-years. Sie saßen alle ums Lagerfeuer herum und... haben
viele tolle Sachen gemacht, das ist alles was ich weiß. Aber Cata, die das alles organisiert, hat mich und Johan als zwei first-year-Abgesandte gefragt, ob wir eine kurze Rede halten möchten, um unseren second-years zu sagen, wie wir uns fühlen, wenn wir sehen, dass es dem Ende zu geht und so weiter. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so aufgeregt war.

Außerdem durfte ich gestern mit noch einem anderen Mitglied der Schülervertretung zusammen, einen potentiellen neuen day-student interviewen. Das war spannend.

Es geht hier drunter und drüber. In zwei Wochen ist Semana Santa. Nach Semana Santa haben wir noch zwei Tage Schule und dann fängt für uns firsties der study-leave an. Das heißt, dass wir nicht mehr zum Unterricht kommen brauchen, sondern alleine lernen können. Die Woche danach fangen die Finals an... Examen... Meine Güte... Und dann ist das Schuljahr schon so gut wie vorbei.

Amanda hat mir gestern einen Witz erzählt. Naja, es ist kein offizieller Witz, aber, wenn man auf nen UWC, oder besser gesagt aufs UWCCR geht, ist er witzig:
Treffen sich UWC-Schüler aus allen UWC von der ganzen Welt. Einer kommt barfuß.
Meinen die andern: "Das ist der aus Costa Rica"
Ja, ich weiß, klingt jetzt echt nicht witzig, aber glaubt mir, wenn ihr hier leben würdet, könntet ihr euch jetzt kugeln.

Achso, ich hab noch ne kleine Ankündigung, ich hoffe ihr flippt nicht aus (besonders Mama und Papa). Ich fand, es sei einfache
r es einfach zu tun, weil ihr es mir sowieso nicht erlaubt hättet... Also, ich hab jetzt ein Tattoo. Hier ein Foto. Es bedeutet "Made in Germany"


Allerliebste Grüße und seid bitte nicht böse!

Eure

Lauri

Dienstag, 22. März 2011

So.

Hallo an euch,

bei euch ist jetzt Frühling, es wird grün. Bei uns wird
es mit jedem Tag ein kleines bisschen brauner. Ich weiß nicht mehr wann es das letzte mal geregnet hat. Große Teile des Grases und einige Sträucher sind schon vertrocknet...
Ich vermisse den Frühling und seinen Geruch, seine Ger
äusche, seine frischen Farben.
Aber dafür habe ich es hier kuschelig warm, um nicht zu sagen heiß.

Einer der second-years wurde bei MIT angenommen. Er ha
t kein offer bekommen (das heißt, wenn du in den final exams bestimmte Noten (meistens sehr hohe) bekommst, darfst du zu der jeweiligen Uni gehen), nein, er ist einfach angenommen... Solange er sein IB besteht darf er gehen. Mein erster Kommentar dazu war: "That's impossible. Nobody gets into MIT." Fazit: Alles ist möglich.

Heute hat Ann mir meine Haare geschnitten. Keine Angst, nur die Spitzen. Wurde auch nötig, damit mein Haar wieder wachsen kann.

Es gibt zwei Dinge, die die Leute hier oft über mich sagen: Ich sähe aus wie ein Löwenbaby und ich sähe aus wie eine Zigeunerin. Ich habe mit beidem kein Problem.

Gestern habe ich mit Inés Bananen-Schokoladeneis-Smoo
thies für die Flamingo-second-years gemacht, um sie ein bisschen aufzuheitern. Second-years haben nämlich seit 1,5 Wochen MOCKS. Das sind sone Art Übungs-final-exams...

Ich weiß nicht wohin mit all meiner Arbeit. Jedesmal, wenn ich denke, jetzt habe ich das gröbste geschafft, kommt noch ein Batzen dazu.

In der Anniverary-Show werde ich beim Ceili und J
umpstyle mittanzen. Das ist ziemlich lustig.

Ich bin mir sicher, dass ich am Wochenende einiges erlebt habe, aber mein Gedächtnis lässt mich im Stich. Das Einzige woran ic
h mich erinner, ist die Grease-Probe und mein unermüdliches (oder sehr ermüdliches) Lernen für Bio. Genetiks ist mein Lieblings-Thema. Wie der Test gewesen ist? Ich habe keine Ahnung. Manche der Data-based questions (Fragen, die auf realen Daten basiert sind, Graphen und so weiter) waren über betrunkene Ratten und wie welches Gen damit zusammen hängt. Meine Güte, wann habe ich das letzte mal vor einem Test gesessen und einfach nur den Kopf schütteln können? Mario (mein Co-year) hat mir hinterher erzählt, dass er fast in tränen ausgebrochen wäre, so verzweifelt war er über diesen Test. Und wenn einer für Bio lernt und es versteht, dann Mario.

Wann immer ich nicht mehr Lernen kann, suche ich mir eine Gitarre. Irgendwer hat immer eine, oder fast immer.
Dann bringe ich mir neue Lieder bei. Oder manchmal kommt Wilmer, ein second-year, vorbei und wir spielen zusammen
ein bisschen. Das heißt, er unterrichtet mich. Oder einer von uns spielt und der andere hört zu.

Ich habe gerade für Englisch "Time's Arrow" von
Martin Amis gelesen. Ein wirklich gutes Buch, nur zu empfehlen. Es ist erstmal ziemlich verwirrend, weil es alles rückwärts geschrieben ist. Wenn du etwas isst, nimmst du es aus deinem Mund und legst es auf den Teller, Beziehungen beginnen im Streit und enden mit frisch Verliebtheit und Konversationen machen keinen Sinn. Aber es macht wirklich Spaß es zu lesen. Ich muss allerdings zugeben, dass ich es zweimal gelesen habe (alles letzte Woche). Es ist übrigens über den Holocaust.

Heute im ToK-Unterricht haben wir gelernt, dass 1 plus 1 nicht immer 2 ergibt. Es kann auch 10 ergeben.
Ein kleiner Denkanstoß, den Barbara (unsere Lehrerin) außerdem im Laufe der Stunde für uns hatte:
Wenn der Barbier von Sevilla allen Männern in Sevilla, die ihren Bart nicht alleine schneiden, den Bart schneidet. Wer schneidet dann den Bart vom Barbier von Sevilla?

Was ich jetzt mache? Spanisch lernen und etwas an meinem Geschichts-essay schreiben.

Liebste Grüße

Eure

Lauri

P.S.
Ein par Bilder, die ich auf dem Campus aufgenom
men habe, mit der super-tollen Kamera von meinen lieben Eltern.





Dienstag, 15. März 2011

Strand, Stress, Strubiduwaha

Schönen Tag,

um meine jetztige Situtation in einem Wort so akurat zu beschreiben wie möglich, fällt mir nur folgendes ein (auch wenn das Bild hier vllt nicht danach aussieht, aber das war noch am Samstag, ihr werdet sehen):
Stress.
Ich kann es nicht gla
uben, dass ich letzte Woche noch so entspannt sein konnte, mit relativ wenigen Hausaufgaben. Am Freitag war die Show, das große Finale, der Woche der Frau (uiii, eine einmalige Show, unter anderm Teil davon waren die Vagina Monologe, klingt komisch, ist aber ne sehr ernste und spannende Sache). Am Samstag hatte ich das Glück mit den El Coco-Mädchen (eine der anderen Mädchen-residencen) zum Strand fahren zu können (Pacifik, aber keine Sorge, es bestand keine Gefahr). Was mir diese unverhoffte Entspannung eingebracht hat? Meine Freundschaft zu Jessica. Die Residence-koordinatorin von El Coco weiß, dass ich ziemlich gut mit Jessica befreundet bin und sie unterstützt hab, als sie Probleme mit ihren Roommates hatte und darum mag sie mich und hat mich gefragt, ob ich nicht mit zu dem Residence-Ausflug zum Strand kommen will.

Dann am Sonntag Morgen habe ich geholfen die neuen Bewerber für das Costa Ricanische Nationale Committee für UWC auf dem Campus rum zu führen.

Das war alles noc
h eine heile Welt, ich hatte keinen Stress, keine Sorgen darüber zu welcher Universität ich gehen soll, ich dachte, ich bin nur ein kleines First-year, das noch gaaaaanz viel Zeit hat, bis es tatsächlich ernst wird.

Alles began, als wir am Sonntag nachmittag das erste Meeting mit Greg hatten. Greg ist unser College-counselor. Sein Job ist es, uns über Unis zu informieren, uns mit den Bewerbungen zu helfen, einfach alles eben was mit Unis zu tun hat. Dafür ist er da.
Er hat also um 1 einen generellen Vortrag gehalten und dann bis Abends um 6 Vorträge über Unis in den USA, in UK und Canada.
Mein Fazit (was ich aber eigentlich schon vorher wusste, aber jetzt sehe ich mich bestätigt): Ich bewerbe mich auf keinen Fall in den US, auf jeden Fall in der UK und wahrscheinlich bei ein par Unis in Canada.
Aber was Greg uns auch g
esagt hast, ist was für Noten wir ungefähr brauchen und vor allem, was für Noten zählen, wenn wir uns wo bewerben wollen.
Erschreckend. Ich bin jetz
t in meinem dritten Trimester hier und die Noten, die ich dieses Trimester bekomme, bestimmen was ich für May Predicteds krieg. Predicteds sind "erwartete Noten" und mit diesen Noten bewerbe ich mich in der UK...
Ergo, jetzt zählt es.
Und das merke ich auch. Für Geschichte muss ich zu nächster Woche ein 1500 bis 3000 Wörter langes Essay über einen Bürgerkrieg schreiben, das 50% meiner Trimester Note zählt, in Mathe schreibe ich nächste Woche einen wichtigen Test, in Bio am Montag auch. Am Donnerstad dieser Woche schreiben wir einen zwei stündigen Test über
den Iran/Irak-Krieg. Oh und nächste Woche hab ich auch eine Mündliche Prüfung in Spanish, die ziemlich wichtig ist...
Die final exams kommen auch immer näher...
Zusätzlich habe ich natürlich immer noch CAS, Schülervertretungs-meetings und weil die Erstaufführung des Musicals, in dem ich tanze (Grease), immer näher rückt, haben wir mehr und mehr lange Proben und wir haben angefangen die Aniversary show zu organisieren, eine Tanz-Show, die den Geburtstag dieses Colleges zelebriert.
Aber Chilly und die Osterferien werden mir bald (in 5 Wochen) erstmal etwas Erholung verschaffen, hoffe ich.

Oh, ich hab noch was großartiges zu erzählen.
Vielleicht erinnern sich einige von euch noch, wie ich letztes Jahr ganz am Anfang vom Juni ein
Treffen mit allen meinen co-years und second-years aus Deutschland hatte. Bei diesem Treffen habe ich einen Brief an mich selber geschrieben und einen an Mario und er einen an mich. Jetzt fast ein Jahr später hat mein deutsches Nationales Komitee mir diese zwei Briefe geschickt.
Kaum zu glauben, wie interessant ist, was ich damals über heute gedacht, gehofft und erwartet habe.

Tja, also das ist hier los...

Liebe Grüße

Eure


Lauri

Montag, 7. März 2011

MalPais

Mein Lieben,

ich hatte ein bewegtes Wochenende.

Am Samstag war ich mit meiner Tutor-Gruppe in einer Rollerskating Disko (nur für die, die es nicht wissen: Rollerskating ist das mit den vier Rollen (zwei Paare) unter den Füßen). Das war ziemlich lustig.

Am Abend dann wurde es aber richtig cool, weil ich mit ner Menge anderer Leute ins Jazz-Café in Escazú gegangen bin, zu einem Konzert von MalPais, meine Lieblings-Gruppe aus Costa Rica. Ihr solltet da mal rein hören.

Das coolste ist eigentlich, dass der Pianist (der mit dem coooolen langen weißen Haar) der Ehemann unserer Yoga-Lehrerin ist und wir jetzt versuchen wollen MalPais für die Abschlussfeier dieses Jahr zu bekommen.

Hier Links zu einigen ihrer Lieder und zu ihrer Webpage (is allerdings in Spanisch...):

http://www.youtube.com/watch?v=000vIc_Zfs4&feature=related

http://www.youtube.com/watch?v=2ihF0XNYisQ&feature=related


http://www.grupomalpais.com/

Zurück aufm Campus war es auch noch ziemlich lustig, weil eigentlich so ziemlich jeder ausgegangen ist (die meisten allerdings nicht zum Jazz-Café, sondern zu nem Club) und es darum ne Menge „After-Partys“ gab.

Sonntag hatte ich von 9 Uhr morgens bis um 1 Uhr Grease-Probe (ist das Musical, das wir dieses Jahr aufführen, ich bin Tänzerin).

Danach hatten wir einen stummen Marsch durch Santa Ana, zumindest die, die wollten. Wir waren alle weiß angezogen, mit lila Armbändern und Ansteckern, Tape über unseren Mündern und mit jeder Menge Plakate und Flyern ausgestattet. Wir sind so durch die Stadt gelaufen und immer wenn einer von uns geschrien hat, sind wir in Posen, die Gewalt darstellen gefroren und so für gute 1 bis 2 Minuten geblieben.

Das war der Auftakt zur Woche der Frau.

Liebe Grüße

Eure

Lauri

P.S.

Heute fängt die Fastenzeit an, yipiiiiie… Keine Süßigkeiten mehr für mich.

Freitag, 4. März 2011

Meine Zukunft

Hey meine Lieben,

mein letzter Post war ja ziemlich traurig, aber weil hier alles viel schneller zu gehen scheint (es sei denn, du willst was in Sachen Regeländerungen durchdrücken...) war schon gestern Nacht die Stimmung wieder besser.
Gestern und Vorgestern Nacht haben die Theater-Schüler, die dieses Jahr ihren Abschluss machen, ihre Independent Projects vorgestellt (unabhängige Projekte). Jeder musste ein Stück aussuchen, sich Darsteller organisieren und für ein passendes Bühnenbild und so weiter sorgen.
Ich habe Emai (aus Chile) mit seinem geholfen. Sein Stück war absurd und ich war Mr. Smith.
Es sollte eigentlich zeigen, wie Englische Leute viel und fein umher reden, aber eigentlich nur belangloses dummes Zeug labern. Ich hatte meinen Spaß bei der Sache.
Am nächsten Tag kam der Theater-Lehrer (ist nen ehemaliger Schauspieler) zu mir und meinte meine Performance wäre ziemlich beeindruckend gewesen und er wird nächstes Jahr ein Theaterprojekt machen und würde mich gern darin haben. Danach hat mir dann Aura (Finnland, ist in der Theaterklasse) erzählt, dass der Theater-Lehrer auch in ihrer Klasse mich erwähnt hat und dass ich ziemlich gut war. Ihr könnt euch denken, dass ich ziemlich stolz war/bin. Um nicht zu sagen, ich hab mich gefreut wie ein kleines Äffchen, das Sachen auf Passanten wirft. Das könnt ihr euch sicher ja auch denken, denn sonst würd ich das ja gar nicht so prahlerisch hier in meinem Blog veröffentlichen, gell.

Heute hat Greg (ist zuständig um uns auf die Colleges und so vorbereiten) uns die erste E-Mail darüber geschickt. Am 13. März haben wir unsere ersten Präsentationen zu dem Thema und treffen uns auch das erste mal individuell mit Greg, um über unsere Pläne für nach UWC zu reden.
Außerdem haben wir schon den Plan bis Juni, wann welche Univeritäten sich bei uns vorstellen und Vorträge halten.
Ziemlich aufregend, hä?

Also das ist so los bei uns....

Liebe Grüüüüße

Eure

Lauri

Donnerstag, 3. März 2011

In Memoriam

Ich habe lange überlegt, ob ich was ich jetzt schreiben werde, tatsächlich in diesen Blog mit einbeziehen sollte und wenn ihr weiter lest, werdet ihr sicher verstehen warum. Ich habe mich schließlich dafür entschieden, weil es etwas ist, wovon auch ihr zu Hause lernen könnt und etwas, was für mich hier sehr, sehr wichtig und prägend war und ich es daher als logischen Schluss ansehe, dass ich es mit euch in diesem Blog teile, denn wozu sonst ist er da, wenn nicht um die Erlebnisse, die mich hier besonders prägen, zu schildern?

Damit ihr aber alles versteht muss ich ganz am Anfang anfangen.

Es gibt eine Person auf diesem Campus, die vollen allen geliebt und verehrt wird. Leila. Leila liebt selber uns alle so, dass wir uns ihr alle sehr nahe fühlen. Wir alle sind der Meinung, dass sie diejenige auf diesem Campus ist, die am meisten und härtesten dafür arbeitet, diesen Campus und unser Leben auf dem selbigen zu verbessern. Sie ist die stärkste und beeindruckendste Frau, die ich kenne.

Kurz nachdem wir neuen First-Years im August hier angekommen sind, hatte Leila uns allen etwas wirklich Wundervolles mit zuteilen: Sie war schwanger. Sie hat schon einen kleinen ganz goldigen Jungen.

Ihr müsst an diesem Punkt verstehen, dass die Familien aller, die auf diesem Campus arbeiten und ganz besonders die derjenigen, die auch auf diesem Campus mit uns leben (wie Leyla) uns allen sehr nahe sind. Sie sind ein Teil unseres täglichen Lebens hier. Wir albern mit den Kindern rum und sehen sie groß werden, ihre ersten Schritte tun und ihre ersten Wörter sprechen.

Wenn ihr das wisst, könnt ihr sicher verstehen, wie aufgeregt wir alle waren, als wir die gute Neuigkeit gehört haben.

Von diesem Tag an haben wir Leilas Bauch größer und größer werden sehen. Wir haben uns gefreut, am Bauch gelauscht, Leila jeden Tag mit Fragen gelöchert.

Es war Anfang Februar, als am Ende eines Community-Meetings Leila uns etwas mitteilen musste. Mathias, so hatten sie und Daniel, ihr Mann, den kleinen Jungen getauft, war schwer krank. Eine genetische Mutation, die völlig zufällig auftritt in einem von vielen tausend Fällen. Das Resultat sind so große Schäden überall im Körper, dass die Kinder nicht überleben können, wenn sie erst mal auf der Welt sind. Manchmal schaffen sie es ein oder zwei Tage, manchmal ein oder zwei Stunden.

Das Einzige wonach Leila uns an diesem Tag gefragt hat, ist nicht aufzuhören, den Kleinen in ihrem Bauch so zu lieben, wie wir es bis jetzt getan haben.

Ich kann nicht sagen, wie beeindruckt ich schon an diesem Tag von ihr war. Wir alle haben in der Bibliothek gesessen und geweint und Leila hat vorne gestanden und uns gebeten Mathias alle Liebe zu geben, die wir haben, um sein kurzes Leben so schön wie möglich zu machen.

Inzwischen ist Mathias schon in diese Welt getreten und er hat sie auch schon wieder verlassen.

Darum haben wir alle, alle Schüler, alle Lehrer, alle, die in der Administration arbeiten, der Schulleiter und alle Residence-koordinatoren uns am Amphitheater versammelt, um Leila und Daniel beizustehen.

Dieser Moment, diese gut zwei Stunden, haben mehr in dieser community getan als alle community-meetings, student-gahterings und gemeinsame Aktivitäten.

Ich habe noch nie um eine Person so sehr geweint und getrauert, die ich nie wirklich in Person kennen gelernt habe. Ich habe noch nie gefühlt, dass wir alle so zusammen waren, so eng verbunden. Ich habe noch nie Mauricio, unseren Schulleiter, weinen sehen.

Wir haben wenig gesprochen, aber viel gesagt.

Mathias, auch wenn er nur genau siebenundsechzig Minuten auf dieser Welt war, hat mehr verändert als manche Menschen in ihrem ganzen Leben.